Windbeutelgräfin

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Brander Straße 23
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Die Chronik des Mühlbauernhofs

Eingebettet in die Geschichte Ruhpoldings.

Mühlbauernhof Luftaufnahme

Von Römern, Bajuwaren, Mönchen, Salzburger Bischöfen, bayerischen Herzögen, Napoleon und Maria Theresia, den beiden Weltkriegen bis zum Beginn des Tourismus und der „Geburt der Windbeutelgräfin“ 1949 im Mühlbauernhof. Die Geschichte Ruhpoldings und die des Mühlbauernhofs ist lang, facettenreich und noch bis heute spannend zu lesen.

Unser Ruhpoldinger Talkessel, auch Miesenbacher Tal genannt, wurde vor etwa 150.000 Jahren vom Inn- und Salzach-Ferneis sowie den örtlichen Gletschern des Rauschbergs, des Unternbergs und des Hochfellns geformt und gestaltet. Aus frühgeschichtlicher Zeit wissen wir, dass der Chiemgau bis Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. der römischen Provinz Noricum angehörte. Provinzhauptstadt war das nahegelegene Juvavum, das heutige Salzburg.

Mit der zu Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. sehr langsam einsetzenden Besiedelung des Tales durch die Bajuwaren begann wohl die eigentliche Geschichte unserer Ruhpoldinger Vorfahren. Im 7. Jahrhundert kamen Mönche des Hl. Rupert, er war erster Salzburger Bischof, zur Christianisierung auch in den Chiemgau. Bayernherzog Tassilo III. holte später auch noch den Benediktinerorden in unser Gebiet. Dank der überragenden geschichtlichen Aufgabe, die die Benediktiner über Jahrhunderte hinweg bei uns erfüllten, waren diese Klöster auf den Chiemseeinseln und ihre Stiftskirche im nahen Baumburg, bis zur Säkularisation 1803, der geistige, wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt unserer Heimat.

1245 n. Chr. kam der weitaus größte Teil des hiesigen Gebietes zum Herzogtum „Baiern“ und verblieb seitdem ununterbrochen beim weiß-blauen Freistaat.

1450 erhielt unser Dorf den ersten eigenen Priester. 1467 ließ die Oberin von Frauenchiemsee zum Bau der neuen Klosterkirche den berühmten Ruhpoldinger Rotmarmor aus dem nahe gelegenem Steinbruch brechen. Auch König Ludwig II. ließ für einige seiner Münchner Prachtbauten roten Marmor aus unserem Tal verarbeiten. Die Türbögen und Säulen des Mühlbauernhofes sind ebenfalls aus diesem besonders wertvollen Material gefertigt. Eine der frühesten Beschreibungen des Mühlbauernhofes stammt aus dem Jahre

1553 als erstmals ein „Klement an der Mühle“ erwähnt wird. Bis sich 1949 gewisse Pläne im Mühlbauernhof zerschlugen, kam ein kleines Kaffee ins Haus und bis dahin floss noch viel Wasser dir Rote Traun hinab.

1570 wird das erste hiesige Forstamt errichtet und Valentin Partenkirchner von Herzog Albrecht V. als Forstmeister eingesetzt. Anno 1619 erfolgte die Gründung des Holzknechtvereins, den es heute noch gibt! 1633 nahmen einige Ruhpoldinger Bauern am – erfolglosen – Bauernaufstand im Oberland teil und kamen mit ziemlichen Blessuren zurück. Ein Kriminalprotokoll vom 18. Dezember 1677 überliefert uns, dass in Salzburg eine gewisse „Mayer Maria, aus dem bairischen Ruhpolding als Hexe prozessiert und verbrennet wurde.“

1702 wurden vom Dorf aus, im Verlauf der Erbfolgekriege, mehrere Verteidigungsmaßnahmen an der nahen Tiroler Grenze organisiert. Was aber nicht viel nützte, denn kurz darauf drangen die gefürchteten österreichischen Panduren bis zu uns vor und „hauseten dort gar schröcklich!“ Sie brannten zuallererst die Erzschmelze am Rauschberg und anschließend alle örtlichen Amtsgebäude nieder…

1729 wurden große Teile des Mühlbauernhofes neu errichtet. Zu dieser Zeit trat Karl Albrecht die bayerische Regentschaft an. Der Kurfürst, mit einer kaiserlichen Habsburger Tochter verheiratet, hoffte fest, beim Aussterben des Habsburger Mannesstammes reichlich erben und eventuell auch noch Kaiser in Wien werden zu können. Zu seinem großen Ärger kam jedoch durch den österreichischen Kaiser Karl VI. die berühmte „Pragmatische Sanktion“ zustande, die auch eine weibliche Thronfolge, in diesem Fall durch seine Tochter Maria Theresia, ermöglichte. Unser Kurfürst hatte dafür kein Verständnis und begann Krieg mit Österreich. Er verlor – und musste im Frieden von Füssen große Teile unserer bayerischen Heimat abgeben… Womit bewiesen ist, dass auch in früheren Zeiten unsere bayerischen Regierungen nicht immer nur die besten Einfälle und Ideen hatten….

1738 gibt es die erste quellenmäßige Nachricht über einen Lehrer im Ort.

1757 wird die, das Dorf hoch überragende, St. Georgskirche nach langjähriger Bauzeit vollendet. In dieser Zeit wurden, wohl im Auftrag des Salzburger Erzbischofs Leopold Graf Firmian (berühmt – berüchtigt durch seine gnadenlosen Protestantenvertreibungen) die beiden großen Malereien an der Vorderfront des Mühlbauernhofes von italienischen Künstlern, die am Dom in Salzburg arbeiteten, ausgeführt. Sie stellen, mit toskanischem Hintergrund, Hl. Maria und Hl. Joseph dar. Das Salzburger Domkapitel war Jahrhunderte lang Grundherr des Hofes und seine geistlichen Mitglieder verlebten wohl lange Zeit ihr „Sommerfrische“ in unserem Dorf. Der Mühlbauernhof gilt heute mit seinen außergewöhnlich imposanten Abmessungen und seiner zahlreichen baugeschichtlichen Details als besonders gut gelungenes Beispiel eines Einfirsthofes in der regionalen Ausprägung des Chiemgaus. Aufgrund seines lokalhistorischen (Salzburger Dombesitz!) und landschaftsbestimmenden Ranges wurde der Hof schon sehr früh unter Denkmalschutz gestellt.

Als am 14. Dezember 1800, im Zuge der napoleonischen Kriegsjahre, die berühmte große Kanonande der Stadt Salzburg begann, waren in Ruhpolding und im nahen Inzell zahlreiche französische Truppenteile einquartiert um den Nachschub zu organisieren. Die dunklen Kriegsschatten Anfang 1800 streiften dann erneut das Tal und den Mühlbauernhof. Österreich hatte Frankreich und dem mit ihm verbündeten Bayern den Krieg erklärt. Tirol, das 1806 als Kriegsbeute, neben der Königswürde an die Münchner Herzöge, von Bayern „eingemeindet“ wurde, war mit der bayerischen Regentschaft, sehr zu Recht, unzufrieden und ergriff 1809 unter Andreas Hofer die Waffen zum Volksaufstand.

In unserem „Maria-Theresia-Zimmer“ waren mehrere französische Offiziere einquartiert, um von hier aus einen kriegerischen Einmarsch in Tirol zu organisieren. Mit einer Kompanie Franzosen und der Heeresgruppe des berühmten Generals von Wrede drang man dann im Oktober 1809 über Reit im Winkl bis nach Melleck vor und konnte dort den mutigen Freiheitskämpfern eine schwere Niederlage beibringen. Die Tiroler Volkserhebung war nur kurze Zeit erfolgreich und wurde letztendlich unter sehr großen Opfern auf beiden Seiten niedergeschlagen. Ein höchst ungutes Kapitel unserer bayerischen Geschichte!

1812 zogen 15 Ruhpoldinger, der französischen Kriegstrommel folgend, mit Napoleon nach Russland. Keiner von ihnen kehrte in seine Heimat zurück…

Im Herbst des Jahres 1835 wurde vom königlichen Forstamtsaktuar Ferdinand Klein der letzte deutsche Braunbär am Schwarzachenbach in der Nähe des Dorfes erlegt. Dieser berühmte „Ruhpoldinger Bär“ steht heute, ausgestopft und klimatisiert, im Naturkundemuseum des Schlosses Nymphenburg in unserer Landeshauptstadt.

1864 erhalten die Bürger des Dorfes ihre erste eigene Poststation und am 9. Mai 1895 wird der alte Postwagen abgelöst und die Eisenbahnlinie in die nahe Kreisstadt Traunstein höchst prunkvoll eingeweiht.

Vom 27. bis 29. Juni 1914 feierte der Ruhpoldinger Veteranenverein mit einem glanzvollen Fest sein 100-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten wurden durch die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Ferdinand in Sarajewo jäh unterbrochen! Die schrecklichen Folgen dieses Attentats sind ja bekannt!

Im Frühjahr 1933 begann in Ruhpolding die erste Epoche des deutschen Pauschaltourismus.

Die Reichsregierung belegte, um Devisen zu sparen, alle Österreichtouristen mit einer Zwangsabgabe von 1000.- RM. Sofort stoppte das Reisen über die Grenzen schlagartig! Nach diesem Regierungserlass suchte der Berliner Reiseveranstalter Dr. Carl Degener kurzfristig ein Ausweichquartier für seine urlaubenden Gäste, die er bisher ins Salzburger Land, nach Hallein, gebracht hatte. Durch einen Bekannten kam er mit Ruhpolding in Kontakt. Seine Anfrage an die Gemeinde, ob innerhalb weniger Tage 500 Betten zur Verfügung gestellt werden könnten, eine große Blaskapelle vorhanden sei, Schuhplattlerabende und Bauerntheater geboten werden könne, wurde nach einer Sondersitzung des Gemeinderats mit dem Telegramm: „Ruhpolding ist einverstanden!“ beantwortet. Schon im ersten Jahr kamen 3000 Gäste mit den Sonderzügen des Dr. Degener ins Tal, 1934 waren es bereits 9000! Dr. Degener ließ den Gastwirten und Köchinnen beibringen wie die einheimische Küche aufbereitet werden muss …“damit sie auch den Berliner Gästen mundet!“

Und so begann dann recht schwungvoll der Aufstieg unserer kleinen Bauerngemeinde zu einem Zentrum des deutschen Fremdenverkehrs. Die „Tourismuskarriere“ Ruhpoldings ist dann allerdings durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges schnell abgebrochen, aber selbst 1943 gab es noch „Fremde“ die ihren Urlaub bei uns verbrachten. Während dieser Zeit (unter persönlichem Schutz des Fürsten Botho zu Stolberg – Wernigerode, dem Hauseigentümer) lebte auch der politisch strengstens verfolgte, später aber hoch geehrte, Schriftsteller Kasimir Edschmid im 2. Stock des Mühlbauernhofes. Nach dem Kriege ging zuerst gar nichts mehr mit dem Fremdenverkehr, der ja die Haupteinnahme unserer Bevölkerung war. Alle Betten waren für Flüchtlinge und Ausgebombte beschlagnahmt. Und wieder griff Dr. Degener ein, organisierte erneut Reisen und Ferienaufenthalte in Ruhpolding und es begann der zweite große touristische Anlauf unseres kleinen Dorfes bis hin zum wohl bekanntesten aller deutschen Ferienorte.

1949, als sich Pläne zerschlugen im Mühlbauernhof ein Kinderheim oder ein Pferdegestüt einzurichten, kam ein kleines Kaffee ins Haus. Ohne jede gastronomische Ausbildung und mit recht wenig Ahnung von Kochen und Backen, stellte sich die Betreiberin dieser verantwortungsvollen Aufgabe sich hier eine neue Existenz aufzubauen, um sich und ihre kleinen Kinder versorgen zu können. Nicht selten passierte es, dass die ersten Feriengäste mitbekamen, wie unerfahren sie als Konditorin und Bäckerin war und sie sich dann hilfreich in die Backstube drängten um ihr Ratschläge und neue Backrezepte zukommen zu lassen. Eines Tages kam ein Gast dessen Leibspeise gefüllte Windbeutel waren und zeigt ihr wie diese zubereitet werden. Als sie Tage später ihren ersten „Alleinversuch“ mit diesem komplizierten Brandteiggebäck unternahm, gab sie viel zu viel von der Teigmasse auf die Backbleche. Sie hatte schlichtweg vergessen, dass sich die „Teiglinge“ beim Backen enorm vergrößern würden! So entstanden dann, durch Zufall, die ersten gigantischen „Riesenwindbeutel“. Gefüllt mit Schlagrahm, den ihre Kinder von den Bauern der Umgebung holten, war das Gebäckstück eine unglaubliche Köstlichkeit in den Nachkriegsjahren. Diese Windbeutel wurden dann die Attraktion des Kaffees und trugen ihr den Namen „Windbeutelgräfin“ ein.

1977 übernimmt Familie Grill die „Windbeutelgräfin“ und baut sie im Laufe der Jahre zur derzeitigen Größe aus. Familie Stemmer übernimmt 2014 die Windbeutelgräfin und fühlt sich der Tradition des Hauses eng verbunden. Einer Tradition von der sie hofft, dass sie es ihr auch in Zukunft erlauben wird, der wohltuenden konservativen Beharrlichkeit und Vernunft unserer Vorfahren nachzuleben. Denn wie schrieb schon unser Pfarrer, Herr Hochwürden Eder, im Jahre 1927: „… dieses Ruhpolding ist ein vom Schöpfer reich geschmücktes Fleckchen Erde. Aber was dieses oberbayerische Gebirgsdorf besonders stark auszeichnet, ist die Ursprünglichkeit, welche seine Bewohner bislang sich bewahrt haben!“